Ergonomischer Bürostuhl: Auf dem richtigen Modell sitzen Sie schmerzfrei, beweglich und bequem
Sitzen Sie richtig? Ein ergonomischer Stuhl kann lästige Rückenschmerzen vermeiden. Doch das funktioniert nur, wenn er alle wichtigen Anforderungen vereint.
Dauerbelastung Sitzen: Wie ein ergonomischer Bürostuhl Ihren Rücken schont
„Der Vogel fliegt, der Fisch schwimmt und der Mensch ...“? Er läuft, glaubt man dem Zitat des tcheschischen Leichtathlethen Emil Zátopek. Doch die Realität sieht meist anders aus.
11,5 Stunden sitzt der erwachsene Mensch tatsächlich am Tag. Das fand der amerikanische Forscher Peter Katzmarzyk von der Louisiana State University 2012 heraus [1]. Und dieses stundenlange Sitzen auf dem Bürostuhl verlangt Höchstleistungen vom Rücken.
Wußten Sie? 80 Prozent der Bevölkerung leidet Studien von Krankenkassen zufolge an Rückenschmerzen. 40 Millionen Fehltage sind in der Arbeitswelt darauf zurückzuführen. [2]
Dynamk ist das Zauberwort. Wer sich auch beim Sitzen bewegt, kann die unliebsamen Rückenschmerzen vermeiden. Spontane und natürliche Bewegungen fordern das Gehirn und die Muskeln. Verspannungen entstehen durch Stillstand. Ergonomische Stühle ermöglichen genau dieses dynamische und damit richtige Sitzen. Mit Fußstütze, Armlehne und vielen verstellbaren Elementen für die richtige Sitzhöhe sorgen sie gleichzeitig für Bewegung.
Doch Vorsicht: Ergonomischer Bürostuhl ist nicht gleich ergonomischer Bürostuhl. Auf einige Qualitätsmerkmale sollte unbedingt geachtet werden. Nicht immer ist die Optik ausschlaggebend und der Sessel aus Leder der Richtige für das Büro.
Checkliste: Eigenschaften ergonomischer Bürostühle
Eins sei vorweggeschickt: Der Begriff „ergonomischer Bürostuhl“ ist rechtlich nicht geschützt. Es ist somit einfach, einen Stuhl als ergonomisch zu bezeichnen. Noch im Jahr 2007 attestierte die Stiftung Warentest jedem zweiten Schreibtischstuhl ein „mangelhaft“ [3]. Ergonomische Bürostühle sind nicht immer das, was ihr Etikett verspricht.
Doch die Leitlinien der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, der Bundesanstalt für Arbeitschutz und Arbeitsmedizin sowie die DIN-Normen erleichtern eine Orientierung [4]. Sie wollen sichergehen, einen Stuhl zu kaufen, der rückenfreundlich und rückenschonend ist? Dann achten Sie auf folgende Eigenschaften bei gesunden Bürostühlen.
- Ein ergonomischer Stuhl für das Büro sollte das GS-Zeichen tragen.
- Der Stuhl sollte den Anforderung der DIN-Norm 4551 sowie der DIN EN 1335 entsprechen.
- Höhenverstellbar: Ein rückenschonender Stuhl lässt sich bei der Sitzfläche zwischen 42 und 50 Zentimetern Höhe verstellen.
- Tiefenverstellbar: Auch die Sitztiefe sollte optimal variable sein – zwischen 38 und 44 Zentimetern sind wichtig.
- Die Sitzbreite des Drehstuhls sollte zwischen 40 und 48 Zentimetern betragen.
- Die Rückenlehne ist anatomisch geformt. Ihre Breite liegt optimal zwischen 36 und 48 Zentimetern. Sie ist höhen- und neigungsverstellbar und liefert eine Stütze bis zu den Schulterblättern.
- Der Stuhl muss stand- und kippsicher sein.
- Mindestens fünf Rollen sollte der Bürodrehstuhl haben. Gibt es eine Sicherung gegen unabsichtliches Wegrollen?
- Sitzfederung beim Hinsetzen. Ein guter Bürostuhl federt leicht, um die Wirbelsäule zu entlasten.
- Der Stuhl hat keine scharfen Kanten.
- Der ergonomische Bürostuhl hat Armauflagen, die Schultern und Nackenmuskeln entspannen.
- Auch die Armlehnen sind höhenverstellbar: Zwischen 20 und 25 Zentimeter über dem Sitz.
- Sitz- und Rückenlehnen des Drehstuhls sind aus atmungsaktiven Polstern.
- Optional unterstützen Fuß- und Kopfstütze den richtigen Sitz.
Infobox: Das Siegel „GS“ steht für „Geprüfte Sicherheit“. Das Produkt entspricht damit dem Paragrafen 21 des Produktsicherheitsgesetztes.
Regelmäßiges Informieren kann auch helfen. In verschiedenen Tests werden regelmäßig Testsieger gekürt, die im Punkt Ergonomie besonders gut abschneiden.
10 Gründe, warum Sie keinen ergonomischen Bürostuhl haben
Haben Sie im Kopf die Checkliste auf Ihren Bürostuhl übertragen? So mancher achtet nicht gut genug auf seinen Schreibtischhocker, um alle Einstellungsmöglichkeiten und die Bewegungsmechanik auswendig zu kennen. Aber keine Sorge: Es gibt auch eine Checkliste für Stühle, die nicht ergonomisch sind.
Sie bemerken, dass sie keinen ergonomischen Stuhl haben, wenn ...
- Ihre Füße den Boden nicht berühren können
- Höhenverstellbarkeit nur auf dem Papier existiert
- die Armlehnen mit Abwesenheit glänzen
- die Stuhlbeine das Laminat aufkratzen
- Sie beim Anlehnen die Rückenlehne nicht finden können
- Ihre dynamische Bewegung daraus besteht, von der rechten Pobacke auf die linke zu wechseln
- die Drehung zum Drucker lediglich mit dem Kopf erfolgt
- die Federung meint, die Klügere zu sein und beim Hinsetzen nachgibt
- die Haut am Abend mehrere Schürfwunden aufweist
- die Polsterung einem Betonbett gleicht
Okay, zugegeben. Diese Liste ist nicht ganz ernst zu nehmen. Aber auch in der Ergonomie ist ein wenig Humor erlaubt. Doch dieser Begriff wird immer inflationärer – gesunde Bürostühle gibt es wie Sand am mehr. Wer sichergehen will, wirklich einen ergonomischen Stuhl zu erstehen, sollte vor allem auf die individuelle Anpassung achten und nicht beim Preis sparen.
Ergonomischer Bürostuhl bei Bandscheibenvorfall: Zahlt die Krankenkasse?
In manchen Fällen hat es den Rücken jedoch schon viel härter getroffen. Gerade nach einem Bandscheibenvorfall sollte auf richtiges Sitzen geachtet werden. Hier sind orthopädische Bürostühle Pflicht. Doch gerade solch ein Gesundheitsstuhl kann ziemlich teuer werden.
In vielen Fällen greift die Krankenkasse nicht unter die Arme. Jedoch kann ein Antrag auf Kostenübernahme für Bandscheibenstühle bei der BfA – Bundesversicherungsanstalt für Angestellte gestelllt werden. Aber auch Berufsgenossenschaften, Knappschaften und die Hauptfürsorgestelle bieten unter bestimmten Voraussetzungen finanzielle Hilfe an. Rentenversicherungsberater und Reha-Mitarbeiter helfen gern bei der Antragstellung. Aber Achtung: Der orthopädische Stuhl muss vor der Anschaffung beantragt werden.
Quellen und Literaturhinweis:
- BMJ Open: Sedentary behaviour and life expectancy in the USA: a cause-deleted life table analysis
- TK Gesundheitsreport 2014: Mit Schwerpunktthema Risiko Rücken inklusive Daten und Fakten zu Arbeitsunfähigkeit und Arzneiverordnungen
- Stiftung Warentest: Schreibtischdrehstühle: Jeder zweite „mangelhaft“
- DGUV: Bildschirm- und Büroarbeitsplätze: Leitfaden für die Gestaltung
Bilder: Frau im ergonomischen Chefsessel © Herrndorff - Fotolia